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Beitrag vom 06.02.2013
Fin Porzner. Fotografien
Dorothee Robrecht
Ausstellung in der Galerie Su de CouCou vom 8. Februar - 1. März 2013. Seit mehr als 30 Jahren portraitiert die Foto- und Videokünstlerin ProtagonistInnen der Berliner Subkultur. Nun zeigt sie ...
... einige ihrer neuesten Arbeiten.
"Nur oberflächliche Menschen urteilen nicht nach dem äußeren Erscheinungsbild", so Oscar Wilde, und wenn er recht hat, ist die Fotokünstlerin Fin Porzner ein alles andere als oberflächlicher Mensch. Denn Porzner urteilt nach dem äußeren Erscheinungsbild – sie fotografiert (Selbst)Inszenierungen.
Die ihrer Galeristin Lena Braun zum Beispiel. Braun inszeniert sich als Diva, und die Fotos von Porzner zeigen sie auch so, posierend mit Stretchlimo und Pudel vor dem Brandenburger Tor. Ein Setting, das Porzner ohne jede Distanz in Szene setzt – kein Versuch, hinter die zur Schau gestellte Fassade zu schauen, im Gegenteil: Porzner perfektioniert diese Fassade mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen.
Porzner ist Komplizin, keine Entlarverin. Unter den von ihr Porträtierten sind viele KünstlerInnen und PerformerInnen, die sich auf eine ganz bestimmte Art des Inszenierens verstehen – auf eins, das mit Gender Bildern spielt:
"Mich interessieren Travestiekünstler wie Gloria Viagra oder Gérôme Castell. Ich finde toll, was sie machen, und das hat ganz einfach damit zu tun, dass ich schon als Kind diese strikte Trennung in Junge / Mädchen nicht mochte. Attraktiv fand ich weder die eine noch die andere Rolle. Was ich immer gesucht habe, war das Nicht-Normale, das Außergewöhnliche."
Das Nicht-Normale ist auf den Fotos Porzners schön, einfach schön. Dass es auch anstrengend sein kann, Normen nicht zu entsprechen, ist bei ihr - anders als etwa bei Nan Goldin - nicht zu sehen. Porzner setzt auf Hochglanz. Zeigen will sie nicht Realität, sondern das, was sie überstrahlt: eine Welt, die Kategorien wie männlich / weiblich transzendiert. "Nadja" hat sie eine ihrer Fotoarbeiten genannt, das Portrait einer Unbekannten, und zu sehen ist ein weiblicher Marlon Brando, genauso cool, genauso unverschämt.
Was Inszenieren ist, hat Fin Porzner früh gelernt: Schon mit 20 arbeitet die 1953 geborene Tochter eines fränkischen Bauern als Werbefotografin. Später, in den 80er Jahren, beginnt sie ein Studium an der UdK in Berlin, das sie als Meisterschülerin im Bereich Visuelle Kommunikation abschließt. Porzner kann beides, Foto und Film: Als Kamerafrau hat sie Reportagen und Magazinbeiträge gedreht, u.a. für ARD, ZDF und 3Sat.
Was sie auf der aktuellen Ausstellung zeigt, sind Arbeiten aus den letzten drei Jahren. Was auffällt: ihre ProtagonistInnen sind immer noch dieselben, KünstlerInnen jenseits des Mainstream. Doch auf erstaunlich vielen der Bilder posieren sie nicht mehr allein, sondern mit Tier - Lucy van Org zum Beispiel mit Spinne. "Irgendwann", so Porzner, "habe ich gemerkt, dass es fast niemanden mehr gibt in meinem Umfeld, der nicht ein Tier hat. Und dieses Tier ist wichtig, wichtiger oft als Partner oder Partnerin."
Das schönste Foto ist eins, das ein braunes Huhn zeigt. Und eine sehr alte und ernst blickende Frau, die das Huhn im Arm hält – ganz so wie die Mutter Gottes das Jesuskind auf dem Ölschinken an der Wand hinter ihr. "Das ist meine Mutter," sagt Porzner, "sie liebt ihre Hühner. Sie hat mich immer unterstützt, und sie war auch jetzt bereit, sich fotografieren lassen. Nur lachen wollte sie vor der Kamera nicht. Und das hat sie auch nicht."
Veranstaltungsort: Galerie Su de CouCou
Weserstr. 202
12047 Berlin
U-Bahn: Hermannplatz
Öffnungszeiten:
8.2. – 1.3.2013, jeweils Dienstag bis Samstag, 14 – 19 Uhr
Weitere Infos:
Fin Porzner: www.fin-porzner.de
Galerie Su de CouCou: www.sudecoucou.net